Du wunderst dich, warum dir immer häufiger Trinkflaschen, Tupperboxen, Spielzeug und Verpackungen mit der Aufschrift „BPA-frei“ über den Weg laufen?

BPA kann sich aus alltäglichen Plastikgegenständen lösen und gelangt so in unsere Nahrungskette. Problematisch sind da vor allem beschichtete Konservendosen, Plastikflaschen und Kinderspielzeuge.

BPA ist schädlich für unsere Gesundheit und seit Jahren ist BPA ein heiß umstrittenes Thema zwischen Verbraucherschützern und Gesetzgebern. Doch wie so oft, weiß der Verbraucher nicht um was es wirklich geht.

Was ist BPA bzw. Bisphenol A, wo ist der Stoff enthalten und warum Kennzeichnen Hersteller ihre Produkte immer häufiger mit „BPA-frei“?

Wir werden dir in diesem Artikel alle Fragen rund um das Thema BPA beantworten und klären dich über die negativen Auswirkungen auf. Zudem sind wir uns sicher, dass auch du zum Schluss kommen wirst auf BPA-freie Produkte umzusteigen und zeigen dir selbstverständlich wie du das am Besten machen kannst.

Was ist BPA und BPA-frei

Der Siegeszug von BPA – von der Hormontherapie hin zur Plastikindustrie

Jährlich werden 3,7 Millionen Tonnen von an Bisphenol A weltweit hergestellt. Tendenz steigend. Demzufolge ist BPA ein Bombengeschäft. Neben dem Bayer-Konzern gehören die US-Konzerne DOW Chemical und Hexion als auch das Unternehmen Nan Ya Plastics aus Taiwan zu den größten BPA-Herstellern.

Wie du siehst hat BPA eine große Bedeutung in der Wirtschaft und Technik. Es ist der Ausgangsstoff vieler synthetischer polymer Kunststoffe auf der Basis von Epoxidharz, Polycarbonat (PC) oder Polyethylenterephthalat (PET). Bisphenol A ist eine Industriechemikalie  und wird verwendet um  Kunststoffe zu härten und dadurch haltbarer zu machen.

Das erste Mal synthetisiert wurde BPA von einem russischen Chemiker namens Alexander Dianin im Jahre 1891.

1936 entdeckten die Biochemiker Edward Charles Dodds und Wilfrid Lawson aus Großbritannien eine ganz andere Wirkung von BPA. Ihre Aufgabe war es einen Stoff mit hormonähnlichen Wirkungen wie die des Östrogens zu finden. Das bis dato gängige Verfahren aus dem Urin trächtiger Stuten so einen Stoff zu synthetisieren war schlichtweg zu aufwendig und zu teuer.

Die beiden Biochemiker entnahmen also die Eierstöcke von Ratten und behandelten diese mit verschiedenen Chemikalien und entdeckten Bisphenol A, welches eine östrogenähnliche Wirkung besaß. Erst Jahre später wurde BPA durch ein effizienteres synthetisch hergestelltes Östrogen in der Hormontherapie ersetzt.

 

BPA in unserem Alltag – Das sind die Anwendungsbereiche

Wie du erfahren hast, wird BPA verwendet um Plastik strapazierfähiger. Durch ihre unterschiedlichen Eigenschaften haben es die Kunststoffe in fast alle Lebensbereiche geschafft.

Auf Basis von Epoxidharz als:

  • Kleber und Lacke
  • Innenbeschichtung für Konservendosen

In Kombination mit einem Härter entstehen Duroplaste. Diese lassen sich nach ihrer Aushärtung nicht mehr verformen, auch nicht durch Wärme. Dazu gehören:

  • Schutzhelme
  • Gehäuse von Elektronikprodukten
  • Kinderspielzeug

Sagen dir Polycarbonate oder PET etwas? Diese Kunststoffe gehören zur Gruppe der Thermoplaste. Im Vergleich zu Duroplasten lassen sich diese in einem bestimmten Temperaturbereich verformen. Dieser Vorgang von  Erwärmen, Verformen und Abkühlen lässt sich beliebig oft wiederholen. Falls du mit Fachwissen glänzen willst: technisch ausgedrückt könntest du auch sagen, dass dieser Vorgang reversibel ist. Polycarbonate weisen eine hohe Festigkeit und Härte auf und werden als Glasersatz verwendet. Einsatzgebiete sind:

  • Plastikgeschirr
  • CDs
  • Brillengläser

PET hingegen ist eher weich und hat eine geringe Festigkeit und Steifigkeit, lässt sich jedoch gut Dehnen und eignet sich demzufolge bestens für flexible Plastikflaschen.

Wie du siehst, Plastik ist überall in unserem Alltag integriert, einfach weil dieser praktisch ist und viele verschiedene Formen annehmen kann. Doch mit welcher Gefahr leben?

Welche Gefahr geht von BPA aus?

BPA steht schon seit längerer Zeit unter Verdacht gesundheitliche Schäden zu verursachen. Bisphenol A hat eine ähnliche Wirkung wie das weibliche Sexualhormon Östrogen, welches bereits die Biochemiker Odds und Lawson während ihrer Experimente an Ratten 1936 entdeckt hatten.

Dabei nehmen wir BPA hauptsächlich über unsere Nahrung auf, welches sich zuvor aus dem Plastik durch Erwärmung aber auch nur durch den Kontakt durch die Flüssigkeit löst. Dazu zählen in Plastik abgepacktes Essen, beschichtete Konservendosen aber auch Plastikflaschen.

Studien warnen vor BPA – Die Gesetzgeber stufen Bisphenol A weiterhin als Harmlos ein

Bereits kleinste Mengen können in unseren Hormonhaushalt eingreifen und das ist besonders gefährlich für Säuglinge und Kleinkinder, da es zur Beeinträchtigung der körperlichen Entwicklung oder auch Verhaltensstörungen führen kann. Weitere Krankheitsbilder die in Studien festgestellt wurden sind:

  • Eine verringerte Fruchtbarkeit
  • Fehlbildung des männlichen Geschlechtsteils
  • Diabetes
  • Herzerkrankungen
  • Fettleibigkeit
  • Leberprobleme

 

Ein Verbot von BPA nicht in Sicht – Behörden verleugnen weiterhin die gesundheitliche Gefahr

Wurden und werden die Beschlüsse der Behörden in Bezug auf die Gefahren von BPA durch Lobbyisten beeinflusst? Bilde dir selbst eine Meinung nach diesem Abschnitt.

Über Viele Jahre wurde das Risiko und die Auswirkungen von BPA auf den Menschen durch die amerikanische FDA – Food and Drug Administration – verleugnet. 2009 kam heraus, dass sich die FDA auf Studien bezogen hatte, die von der Chemieindustrie bezahlt wurden und in denen es natürlich hieß, dass BPA keine gesundheitlichen Bedenken vorweist.

Verbraucherschützer und auch unabhängige Gremien warfen der FDA vor, eine falsche Einschätzung über die Gefahren von BPA zu haben. Im Zuge dessen entstanden immer mehr Studien- ausgehend von Tierversuchen, die belegten, dass BPA eine hormonähnliche Wirkung aufweist. Erst 2010 wurde in der NewYork Times berichtet, dass die FDA ihre Position gegenüber den Risiken von BPA revidieren will, welches überwiegend in Plastikflaschen und Verpackungen für Lebensmittel verwendet wurden.

Mittlerweile äußerte sich die FDA bedenklich zu BPA und kündigte weitere Untersuchungen an, um festzustellen, wie gefährlich Bisphenol letztendlich sei.

Unabhängige Studien warnen vor BPA

In einem Review aus dem Environmental Health Perspective im Jahre 2014 wird vermutet, dass BPA einen Einfluss auf die Fortpflanzungsfähigkeit der Frau als auch des Mannes haben könnte. Grundlage dieser Auswertung waren veröffentlichte Studien und Paper im Zeitraum von 2007-2013. „Strong evidence exists that BPA is an ovarian toxicant in animal models and women.”

Zudem zeigt eine Studie von Iain Lang, die im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurde, dass Erkrankungen der Leber und des Herzkreislaufes, aber auch Diabetes durch BPA begünstigt werden.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2009 der Harvard Universität zeigt, wie schnell BPA in unseren Körper gelangt. Das Resultat der Studie zeigt, dass die BPA-Konzentration im Urin um 69 {741021a4fb8956bc11b7c35d50ba7be0953f9266ab90a69fe50bbab198af2c9a} angestiegen war, nachdem die Probanden 1 Woche lang aus einer Polycarbonatflasche getrunken haben.

Keine Gefahr seitens der EU – die Dosis macht das Gift

Nach dem Motto – die Dosis macht das Gift – bewertet anscheinend die Gesetzgebung der EU die Industriechemikalie BPA und sieht keinen Grund für Produkte, die BPA-frei sein müssten.

Die EU hat 2008 beschlossen in Zusammenarbeit mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die dafür zuständig ist wissenschaftliche Risikobewertungen vorzunehmen, die Gefahren von BPA zu bewerten.

Jedoch hieß es bis 2015, das BPA für keine Altersgruppe ein gesundheitliches Risiko darstellt. Darunter fallen auch ungeborene, Kleinkinder und Jugendliche. Ein Grund dafür ist, dass die meisten Studien darauf basieren, dass die Auswirkung nur bei Tiermodellen untersucht wurde. Inwieweit diese auf den Menschen und bei welchen Mengen BPA erst gefährlich wird, sei schwer abzuschätzen.

Um eine Aussage bei Menschen zu treffen, wurde ein sicherer Grenzwert für die tolerierte tägliche Aufnahmemenge (TDI-Wert) in Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht (µg/kg KG/Tag) festgelegt. Dieser wurde 2014 von 50 µg/kg KG/Tag auf 4 µg/kg KG/Tag heruntergesetzt um bei Versuchstieren die möglichen  Effekte auf Brustdrüse, Nerven-, Immun- und Stoffwechselsystem zu berücksichtigen.

Erst in April 2016 hat die EFSA eine neue Arbeitsgruppe aus internationalen Experten eingerichtet, die neue  wissenschaftliche Erkenntnisse über die Auswirkung von BPA auf den menschlichen Körper bewerten soll. Grund waren dazu zwei unveröffentlichte Studien aus dem Jahr 2014, die Auswirkungen von BPA auf das Immunsystem bei Ratten vor und während der Geburt aufwiesen.

Eine endgültige wissenschaftliche Neubewertung soll bis 2018 erfolgen, sobald durch eine zweijährige Studie vom National Toxicology Program aus den USA die Ergebnisse vorliegen.

Bis dahin empfiehlt die EFSA sogar im aktuellen Bericht, dass Verbraucher  ihre BPA-Exposition über  Lebensmitteln und anderen Produkten verringern sollen.

„Der Bericht empfiehlt, die Erforschung von Alternativen zu BPA zu fördern, und rät Verbrauchern, ihre BPA-Exposition über Lebensmittel und andere Quellen zu minimieren.“EFSA Bericht, Bericht 2016

Mit anderen Worten: BPA ist schädlich und du sollst beim Einkauf schon darauf achten, dass Produkte wie deine Trinkflasche BPA-frei sind und abgepackte Lebensmittel nur mit BPA-freien Materialien in Kontakt kommen.

„BPA-frei“ – Die ersten BPA Verbote werden auf Babyflaschen ausgesprochen

Babyflasche BPA-frei

Gerade Hersteller, die Produkte für Kinder und Babys anbieten, aber auch viele Getränke- und Trinkflaschen Hersteller haben die Sensibilisierung der Bevölkerung aber vor allem die Gefahr von BPA  erkannt und steigen Kunstoff um, welches BPA-frei ist. Kanada und einigen Bundesstaaten der USA gesetzlich Verbote gegenüber der Verwendung von BPA in Plastik Artikeln für Kinder verboten.

Seit 2011 hat auch die EU erkannt, dass BPA schädlich ist und ein Verbot für BPA bei Babytrinkflaschen ausgesprochen. Andere EU Mitgliedstaaten wie Dänemark gehen einen Schritt weiter und weiteten den Verbot aus. Dort sollen alle Lebensmittelbehälter für Kinder BPA-frei sein. Frankreich hat 2015 ein Verbot für BPA-haltige Lebensmittelverpackungen ausgesprochen wohingegen Schweden diskutiert BPA komplett zu verbieten. Doch in Deutschland gibt es bisher keine Ausweitung des Verbotes auf andere Produkte

Fazit – Warte nicht auf die Gesetzgebung und entscheide selbst – Folge unseren Tipps

Du siehst selbst an der Reaktion EU-Mitgliedsstaaten wie Frankreich und Schweden, als auch am BPA-Verbot für Babytrinkflaschen. dass die Thematik Bisphenol A ernst zu nehmen ist.

Demzufolge musst du selbst für dich entscheiden und nicht auf die Gesetzgeber warten, bis diese ein Verbot für weitere Produkte aussprechen. Genug unabhängige Studien haben bewiesen, dass Bisphenol A eine hormonähnliche Wirkung hat, die negative Folgen auf unsere Gesundheit haben kann

Für dich und den Verbraucher ist es bis heute noch schwierig zu erkennen, ob ein Produkt BPA enthält, da es aktuell noch keine Kennzeichnungspflicht für Hersteller gibt.

Deshalb wollen wir dir nützliche Tipps auf den Weg geben, wie du BPA aus dem Weg gehst.

  • Achte beim Kauf auf die Kennzeichnung „BPA-frei“ oder „BPA-free“
  • Erhitze niemals den Inhalt der Konservendose in der Dose selbst
  • Meide generell den Kauf von Konservendosen und Getränkedosen
  • Greife zu Getränken und Lebensmitteln in Glasflaschen
  • Benutze eine BPA-freie Trinkflasche statt abgefülltes Wasser in PET Flaschen
  • Kauf am Besten frische und unverpackte Lebensmittel
  • Falls du Kinder hast: Ist ein Schnuller oder Plastikspielzeug nötig?
  • Kunststoffartikel die stark riechen solltest du meiden

Du suchst eine BPA-freie Trinkflasche, die dich im Alltag begleitet? In unserem Trinkflaschen Ratgeber geben wir dir Tipps, auf was du beim Kauf achten solltest. Alle von uns empfohlenen Trinkflaschen sind natürlich BPA-frei.

Wie du Plastik im Haushalt meiden kannst, erfährst du in diesem Blog: besser leben ohne Plastik.

 

Weiterführende Quellen zum Thema BPA:

  1. http://www.nytimes.com/2010/01/16/health/16plastic.html?_r=2
  2. https://www.hsph.harvard.edu/news/press-releases/bpa-chemical-plastics-leach-polycarbonate-drinking-bottles-humans/
  3. http://www.efsa.europa.eu/de/press/news/160426a